Wahre Liebe... bessere Beziehungen durch Yoga?
Kann Yoga dabei helfen, bessere Beziehungen zu führen?
Die Antwort lautet nein, denn es gibt keine guten Beziehungen.
Die Qualität einer Beziehung ist nicht objektiv bewertbar. Yoga hilft dabei, ein Bewusstsein dafür zu entwickeln, was wahre Liebe ist. Wer wahres Yoga praktiziert, wird keine besseren Beziehungen führen, sondern wahrhaftigere Erfahrungen machen. Ich behaupte, Yoga kann sowohl dazu beitragen, Beziehungen erblühen zu lassen als auch dabei helfen zu erkennen, wann eine Beziehung beendet ist – soweit man eine Beziehung überhaupt beenden kann, denn eigentlich bleiben unsere Beziehungen für immer ein Teil von uns.
Eine gute Beziehung - erfolgreich lieben?
Wer bestimmt, wann eine Beziehung erfolgreich ist? Den Maßstab dafür gibt es nicht, sondern nur Muster, welche uns vorgelebt werden oder in unserer Gesellschaft verankert sind. Sozialisation spielt dabei eine große Rolle für unser Bild einer Beziehung und jedes Muster ist sinnvoll, denn ein funktionierendes System benötigt gewisse Normen, damit es funktionieren kann. Aber der Mensch ist nun mal keine Norm, sondern ein einzigartiges Individuum. Beziehungen entstehen, indem mindestens zwei Individuen in Kontakt treten. Das bedeutet, es kann nur sehr unwahrscheinlich eine Beziehung geben, die all den Vorstellungen von “normal” entsprechen wird. Dazu kommt, dass wir uns ständig verändern, für uns selbst und in dem System, in welchem wir leben. Yoga besagt, nichts in dieser Welt ist unendlich und statisch. Wie können wir uns also ein Versprechen geben, welches “für immer” besagt? Für immer ist unmöglich, denn die Ewigkeit gibt es nicht und wissen können wir es niemals sicher, weil wir immer nur jetzt, in diesem Moment, handeln, denken und fühlen können. Die perfekte Zukunft in unserer Vorstellung ist nur eine Illusion, eine einzige Variante von unendlich vielen Möglichkeiten, allein für den nächsten Tag.
Jede Beziehung ist wertvoll
Wenn die Definition von gut und schlecht in uns selbst entsteht, dann gibt es keine sinnlosen Beziehungen. Absolut jede Beziehung kann eine wertvolle Erfahrung sein, selbst dann, wenn sie zerbricht. Manchmal sind es sogar genau die Erfahrungen, die nicht unserer Vorstellung entsprechen, welche uns am intensivsten beeinflussen. Eine gute Beziehung ist eine solche, die uns wachsen lässt und alles, was außerhalb unserer für uns selbst definierten Norm liegt, birgt Potenzial für unglaubliches Wachstum. Wenn wir uns für immer in der Vorstellung von “wie es sein sollte” aufhalten, wie können wir jemals wirklich tiefgehende Erfahrungen machen? Wir sollten dankbar sein für absolut jeden Menschen, der mit uns in Beziehung tritt, denn wenn das geschieht, wird Zeit geteilt. Und Zeit ist das wertvollste, was wir einem anderen Menschen geben können. Viel wertvoller als jedes Versprechen. Im Gegensatz zur Liebe ist die Zeit endlich.
Die ewige Liebe
Die Philosophie unterscheidet zwischen Verliebtheit und wahrer Liebe. Letztere ist unendlich und bedingungslos, denn sie ist kein Gefühl, sondern eine immer existente Kraft in allen Lebewesen. Sie ist schwer zu beschreiben, nur diejenigen, die Zugang zu ihr haben, werden verstehen können, was ich damit meine. Es ist einfacher, sich zuerst vorzustellen, was die Liebe nicht ist: Sie ist keine unserer Begierden oder Abneigungen und damit nicht an Erwartungen gebunden. Liebe ist nicht anhaftend, das heißt, es gibt keinen Besitz und keine Bindung. Sie ist nicht emotional, denn alle Emotionen, jedes Gefühl und jeder Gedanke sind veränderbare Teile unseres Egos. Man kann sagen, die wahre Liebe beginnt dort, wo das Ego aufhört, es nicht dann mehr wichtig ist, was man sich wünscht oder was man ablehnt. Es ist diese Erkenntnis, die Beziehungen zu tiefgehenden Erfahrungen werden lässt, denn wenn wir lernen unser Ego loszulassen, werden wir erst spüren, wie tief wahre Verbindung gehen kann. Und was von da an alles möglich ist.
Grenzenlose, neue Beziehungsformen durch neues Bewusstsein
Und damit meine ich nicht neue Konstellationen wie offene Beziehungen oder ähnliche Konzepte, sondern viel besser. Stell dir vor, du könntest jemanden lieben, ohne eine einzige Erwartung. Nicht einmal die Erwartung, dass dieser jemand dich glücklich machen soll. Stell dir vor, es gäbe keine Sorgen, ob die Beziehung jemals enden wird, du hättest keine Angst jemanden zu verlieren. Du hättest keine Angst einsam zu sein, weil du wüsstest, dass du immer vollständig bist, auch ohne jeden anderen Menschen. Stell dir vor, es gäbe keine Erwartung an den Erfolg und keine Form, die deine Beziehungen annehmen müssen. Loslassen wäre nie mehr nötig, weil man sich nie aneinander festhalten würde. Stell dir vor, du könntest frei sein, dein Vertrauen wäre bedingungslos. Wenn wir Zugang zu wahrer Liebe finden, können wir jede Idee der Form einer Beziehung aufgeben, wir können uns einfach hingeben und wundervolle Erfahrungen machen, egal, wie lange sie andauern. Egal, was diese Erfahrungen hervorbringen. Wahre Liebe kann man mit Leichtigkeit verschenken, ohne etwas dafür erwarten zu müssen.
Liebe, Bedürfnisse und Wünsche
Wenn man es einmal genau überdenkt, kann es gar keine Norm für Beziehungen geben, denn wir Menschen haben Werte, also eigene innere Regeln, nach denen sich unsere Bedürfnisse gestalten. Selbst, wenn wir ein und dasselbe Wort verwenden, kann jeder Wert doch ganz unterschiedliche Dinge beschreiben. Wie wir Beziehungen leben wollen, hängt von unseren individuellen Wünschen und Bedürfnissen ab, man kann das gar nicht in eine Form pressen. Es ist völlig wertungsfrei, was wir uns wünschen, aber wir haben ein Recht darauf, jedes unserer Bedürfnisse zu leben, denn nur dafür sind wir hier: Um einzigartige Erfahrungen zu machen und uns unsere eigene Welt zu gestalten. Wir sind hier, um zu leben.
Liebe und Vergebung durch Yoga
All das wirklich zu leben ist nur möglich, wenn wir bei uns selbst beginnen. Yoga ist eine Methode, die eigenen Bedürfnisse, also das Ego, zu verstehen. Je besser wir uns selbst verstehen, desto einfacher wird es auch, mit Menschen harmonisch in Beziehung zu treten. Durch Selbsterkenntnis können wir auch andere Menschen automatisch besser verstehen. Durch den Zugang zu wahrer Liebe wird man immer mehr in einen Zustand von Güte und Vergebung kommen. Das klingt wahrscheinlich sehr spirituell, es ist aber einfach nicht anders beschreibbar und wirklich wahr. Wenn man versteht, was die wahre Liebe ist, wird Vergebung so leicht, weil man einfach wissen wird, dass jeder Mensch immer aus Liebe handelt, auch wenn wir es manchmal nicht verstehen können.
Ich liebe dich
Yoga kann uns helfen zu begreifen, dass wir so sehr von unseren Gefühlen beeinflusst sind und Verliebtheit oft einfach ein Konstrukt aus Begierde und Wünschen ist. Das hat nichts mit der wahren Liebe zu tun. Wer wahrhaftig liebt, muss keine Angst haben Kummer zu spüren und braucht keine Beziehung, um sich vollständig zu führen. Das zu leben macht keineswegs einsam… sondern frei! Und es eröffnet unendliche Möglichkeiten, auch die Möglichkeit noch viel intensiver mit anderen in Beziehung zu leben. Für mich haben diese Erkenntnisse mit einer einzigen Frage begonnen.
Wenn du dir bis hierher Zeit genommen hast, diesen Text zu lesen, dann bitte ich dich, dir nun noch ein wenig mehr Zeit zu nehmen, wirklich intensiv darüber nachzudenken. Diese Frage kann alles verändern. Die Frage lautet:
Was meinst du, wenn du sagst “ich liebe dich”?
Ich freue mich über ehrlichen Austausch in den Kommentaren. Gerne beantworte ich auch deine Fragen zu diesem Beitrag.
Folge mir auch auf Instagram für mehr Beiträge wie diesen.
“nackt” vor dem anderen stehen… als der, der ich bin, ohne irgendwelche Masken. Den anderen so anzunehmen, der er ist, ohne denjenigen ändern zu wollen.
Wenn ich den Satz lese, dann fühlt sich das Herzzentrum wie ein großer warmer, heller Wackerstein an!
Danke für den Beitrag, liebe Elisa!
das klingz wirklich schön, liebe Tina. Und sehr interessant, dass du dein Herzzentrum als einen warmen Stein fühlst 🙂
Ich sehe dich (mit dem Herzen) 💖
❤️
Danke für deine bereichernde Perspektive. Hat mir sehr gut gefallen.
Liebe ist ein Wort, welches sicher jeder ganz individuell belegt. Genauso dürfen Beziehungen sich ganz individuell entwickeln. Eben aus und selbst heraus. Aus unserer wahren Essenz und mehr und mehr losgelöst von gesellschaftlichen Konventionen und erlernten Rollen und Mustern.
Das funktioniert nur mit sehr viel Bewusstheit und einer guten Verbindung zur eigenen Intuition und ist sicher ein Weg und kein Schalter.
Die Verknüpfung zum Yoga gefällt mir ebenfalls, da ich seit vielen Jahren Yoga praktiziere und es mich ebenfalls mehr zu mir führt. immer wieder.
Liebe Grüße
Sandra
Danke liebe Sandra, so sehe ich es auch.
Ich finde es wahnsinnig spannend, wie 10 Menschen “ich liebe dich” sagen können und jeder meint damit etwas völlig eigenes. Yoga hilft, die Sicht anderer Menschen besser zu verstehen, indem es die eigene Welt besser verstehen lässt…so wunderbar.