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Gut genug

    ich bin gut genug

    Bin ich gut genug?

    Sei nicht gewöhnlich, aber sei nicht anders. Sei fit und stark, aber bleib weiblich, sei eine Frau. Sei unabhängig, aber nicht frei. Sei liebevoll, aber nicht zu empathisch, sonst nutzt man dich nur aus. Sei verständnisvoll und gütig. Yogis bewerten nicht. Vergebe.

    Lass los, aber nicht zu früh. Halte fest, aber enge niemanden ein. Sei diszipliniert, aber lass es lässig und leicht aussehen. Sei wie ein ruhiger Bergsee, aber voller Energie. Sei geheimnisvoll, aber sei nicht zu kompliziert. Sei besonders.

    Ist das gut genug?

    Zeige dich! Sei sichtbar. Aber pass auf, was du sagst, über Gefühle spricht man nicht. Wie kannst du das teilen? Verkauf dich nicht. Die Gedanken sind frei, aber Gedanken verrät man nicht. Sei erfolgreich. Sei authentisch.

    Sei normal.

    Bin ich gut genug?

    Eine Frage wie keine andere, die uns alle berührt, da bin ich ganz sicher. Wie viel muss ich leisten, um gut genug zu sein? Jeder hat dazu Regeln in sich für sich selbst definiert und deshalb gibt es keine pauschale Antwort auf diese Frage.

    Ungewöhnlich häufig begegnet mir diese Frage im Gespräch mit Menschen, die, wie ich, im spirituellen Business arbeiten. Es ist erschreckend, wie Yogalehrer/innen sind davon in Selbstzweifel treiben lassen. Sollten wir spirituelle Lehrer/innen nicht Vorbilder für andere Menschen sein, was dieses Thema betrifft? Was ist mit Selbstliebe, Ahimsa und so? Sollten wir uns nicht erst selbst vollständig lieben und anerkennen, bevor wir es anderen beibringen?

    Ich denke nein, denn es ist völlig normal zu zweifeln. Als Yogalehrer/in ist man zuallererst auch einfach ein Mensch auf der Suche nach Antworten und nach sich selbst. Es ist nicht notwendig alle Selbstzweifel, geschweige denn das Leben im Griff zu haben, um andere zu inspirieren. All das hat keinen Einfluss auf die Definition von “gut genug”.

    Bin ich gut genug?

    Wieso sind so viele Yogalehrer/innen, die ich auf Social Media sehe, so viel besser ausgebildet als ich? Wieso sind so viele Ideen kreativer als meine? Wieso sind so viele Yogis fitter als ich? Wieso sind so viele Frauen weiblicher als ich? Wieso führen so viele Menschen eine glücklichere Beziehung als ich? Wieso leben so viele Menschen so viel freier als ich? Wieso meistern eigentlich alle ihren Alltag mit so viel Leichtigkeit, alle außer mir? Wenn wir ehrlich sind, hat sicher jeder von uns mindestens eine dieser Fragen in sich, oder?

    Ja, ich bin gut genug, das weiß ich, weil man es mir beigebracht hat, das zu denken. Aber wieso fühlt es sich wie eine Lüge an? Ganz einfach, weil es völlig natürlich ist, dass der Mensch sich nach Anerkennung sehnt. Wir leben und wirken in einer Gesellschaft und in Beziehungen, indem wir Erfahrungen machen und auf Basis unserer Erfahrungen vergleichen, bewerten und innere Regeln für uns aufstellen.

    Natürlich weiß ich, dass ich gut genug bin, weil das eine subjektive Wertung ist und mir ist bewusst, dass es nur meine Gedanken sind, die diese Einschätzung treffen. Aber das bedeutet nicht, dass mein Innerstes mir diese Erkenntnis glaubt…

    Ich bin wirklich gut genug.

    Muss ich als Yogalehrer/in ein Vorbild für andere sein? Nein, denn das wäre ein Schauspiel. Es ist ok, einen miesen Tag zu haben. Vielleicht auch ein mieses Jahr. Es ist ok alle Gefühle des Lebens zu fühlen. Ebenso ist es ok nicht fit, stark, frei, und in Leichtigkeit zu leben. Es ist ok eine unperfekte Beziehung zu führen. Es ist ok, wenn das Leben Chaos ist. Als spiritueller Mensch und Yogalehrer/in bin ich zuallererst auch einfach ein Mensch, auf der Suche nach Antworten und nach mir selbst.

    Gut genug, dieses Maß definiert jeder für sich selbst. Es sind nicht die Anforderungen des Alltags oder die anderen Menschen, welche uns klein machen oder uns suggerieren, nicht wertvoll genug zu sein, nicht schlau genug, nicht gebildet genug oder nicht liebenswert genug. Es sind einzig und allein unsere Gedanken, die den Raum dafür geben, die Gedanken anderer Menschen zu unseren Gedanken werden zu lassen. Es sind nicht die Regeln der Gesellschaft, die diese Gefühle in uns auslösen. Ja, es nervt. Aber wir sind selbst dafür verantwortlich, ob wir uns gut genug fühlen.

    Ich bin gut genug.

    Ich bin gut genug, genau jetzt, genau hier. Ich war es immer und ich werde es immer sein, daran kann niemand etwas ändern. Nur ich selbst.

    Kennst du diese Fragen? Ich freue mich über ehrlichen Austausch in den Kommentaren.

    Wenn du gerne an deinen Glaubensätzen arbeiten möchtest, kann ich dich als Coach begleiten. Ich freue mich deine Geschichte zu hören und vielleicht gehen wir deinen Weg ein Stück gemeinsam in einem Coaching.

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    6 Gedanken zu „Gut genug“

    1. Guten Morgen Elisa, ich bin so glücklich Dich auf Insta gefunden zu haben und arbeite mich seit Wochen von unten durch jeden Beitrag. Mich treibt die Frage “bin ich gut genug” oft als Mutter umher. Zwei Töchter in der Pubertät, die immer mehr ihre eigenen Themen bekommen hänge ich zwischen “ich will ihnen alles abnehmen und gleichzeitig muss ich loslassen” fest. Mein Darm lässt auf jeden Fall los 😉 ich reagiere auf dieser Ebene mit Reizdarm Durchfall. Ich weiß das jetzt ein Prozess beginnt auf den ich mich noch nicht so gut einlassen kann / will.

      Liebe Grüße, Jessi

      1. Liebe Jessi, danke für deine lieben Worte! Wow, das ehrt mich sehr, dass du all meine Beiträge liest 🙂 Kann mir sehr gut vorstellen, dass deine aktuelle Situation sehr herausfordernd ist, aber man wächst ja bekanntlich an allen Aufgaben und ich bin sicher, dein Prozess wird dich am Ende auch wachsen lassen und es wird gut sein!

    2. Erst einmal finde ich es schön, dass du nun auch abseits von Instagram Beiträge, inkl. Kommentare veröffentlichst. Bei mir haben die sozialen Medien insbesondere Instagram genau das ausgelöst was du beschreibst: dieses Gefühl nicht gut genug zu sein, dass alle anderen besser, toller, fitter und kreativer sind. Nein, Instagram kann dafür nichts, denn diese Gedanken kommen aus mir heraus. Doch das ständige Durchscrollen hat einen so starken Schmerz in mir ausgelöst, dass mir endlich bewusst wurde, dass in mir drin noch so viel zu heilen ist. Denn auch ich weiß eigentlich, dass ich gut genug bin, aber diesen Gedanken auch wirklich zu verankern braucht vermutlich noch Zeit. Und diese Zeit gebe ich mir nun, mit innerer Arbeit, echtem Yoga, abseits der schönen Schein-Welt im Internet. Und irgendwann wird die Zeit reif sein, mich auch wieder mehr zu zeigen, mit dem Wissen Ich bin gut genug, egal was andere machen, tun sagen oder wie sich sich präsentieren. Danke Elisa für diesen wertvollen Beitrag!

      1. Danke liebe Eva, ich freu mich immer sehr über Kommentare hier! Ja, es wird nun immer mehr Beiträge geben, die nur hier veröffentlicht werden. Ja, das stimmt, die Gedanken sind letztlich in uns selbst, aber je mehr wir uns mit dem äußeren und den Welten anderer beschäftigen, desto schwieriger wird es bei uns zu bleiben und sich auf die eigenen Fähigkeiten zu konzentrieren. Man vergisst sich wirklich ein bisschen selbst… Ich hoffe du kannst dich bald wieder voll zeigen, mit all deinen Stärken statt Zweifeln 🙂

    3. Das ist mein Thema! Es hat mich so viele Dinge nicht machen lassen…. Immer und immer wieder spricht diese fiese Stimme, das kannst du nicht – du bist nicht gut genug.
      Erst jetzt mit 42, durch viel Yoga, inner Work und sonstigen Lebenserfahrungen wird es besser.
      Das ist auch was ich meinen Kindern mitgeben will: du bist genug! Du bist einzigartig!

      1. Danke für deine Gedanken, liebe Daniela!
        Ich denke damit bist du nicht allein, so viele Rollen, die wir erfüllen sollen..
        Und dieses Mindset, welches uns glauben macht, wir müssten etwas leisten, um gut genug zu sein.
        Das können wir nur ändern, wenn wir es zuerst in uns selbst verändern.

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